Die verstrickte Dienstagsfrage #79

Wenn ich heute aus dem Fenster schaue, fällt mein Blick auf eine Landschaft, die aussieht, als wäre sie mit Puderzucker überzogen. Tatsächlich: der erste Schnee ist gefallen! Schööööön! Und genau so geht es auch beim neugierigen Wollschaf weiter, denn es stellt heute die Frage nach Stricken in der Öffentlichkeit:

Strickst oder häkelst du auch in der Öffentlichkeit (also in Cafés, Bus und Bahn, Büchereien, in der Uni, am Arbeitsplatz etc.) ? Wenn ja, welche Erfahrungen hast du damit gemacht und wie reagiert die Umwelt darauf? Wurdest du schon angesprochen und was haben sie gesagt?

Vielen Dank an Katharina für die heutige Frage!

Liebe Katharina, liebes Wollschaf,

vielen lieben Dank für die schöne Frage! Ich finde, dass sich kleine Strickprojekte wie Socken oder Mützen hervorragend für den Transport eignen und deshalb habe ich auch fast immer ein solches in der Tasche, wenn ich weiß, dass ich irgendwo warten muss: In Zug oder Tram, Flugzeug, Arztpraxen, sogar im Sommer auf einem Boot mitten im See hatte ich schon Strickzeug dabei.

Mit negativen Reaktionen, wie z.B. maschenbart berichtet hat, wurde ich zum Glück noch nie konfrontiert. Wahrscheinlich liegt das zum Großteil daran, dass handarbeitende Frauen gesellschaftlich deutlich anerkannter sind als Männer. Der Teil der Geschichte in dem strickenede Soldaten im Schützengraben vorkommen, oder die Tatsache, dass Handarbeiten wie Stricken, Posamenten machen und viele andere Männerberufe waren, scheint großflächig verdrängt worden zu sein. Suschna hat dankenswerter Weise eine ganze Liste historischer Abbildungen von handarbeitenden Männern zusammengestellt. Warum Tätigkeiten, die jahrhunderte langvon Männern besetzt wurden heute als „unmännlich“ gelten? Keine Ahnung, ehrlich gesagt, aber falls jemand von Euch eine Theorie hat, freue ich mich auf einen Kommentar.

Aber zurück zu meinen Erfahrungen: Es haben sich häufig schöne Gespräche ergeben, über das Stricken und das Leben im allgemeinen. Ich durfte viele fröhliche Gesichter erleben und auch gerade ältere Damen, die voll Begeisterung von ihren eigenen Projekten erzählt habe. Letzte Woche etwa war ich bei einem Stricktreff in einem belebten Studentencafé. Am Nebentisch saßen Leute aus verschiedenen Ländern. Es entspann sich ein nettes Gespräch und führte schließlich dazu, dass eine der Frauen die (fast fertige) Jacke einer Mitstrickerin anprobierte und so begeistert war, dass sie sich gleich Tipps geben ließ, wie man eben dieses Kleidungsstück herstellt und wo man die passende Wolle dazu herbekommt. Schon etwas her, aber unvergessen ist auch die Episode, in der ich handarbeitend im Zug saß und gefragt wurde, ob ich mit einem Kugelschreiber häkle….

Viele Grüße,

Tee & Kekse

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