Lesen & Stricken: Warme Füße und eine Prise Dynamit

Heute gibt es auf Tee & Kekse mal wieder etwas für alle Sinne, na ja, sagen wir: für fast alle Sinne. Es ist ein neues Paar Filzpantoffeln von den Nadeln gehüpft und ich habe einen Buchtipp für Euch, der sich doch ziemlich von dem unterscheidet, was ich hier sonst so empfehle. Vielleicht gefällt es Euch trotzdem. Oder gerade deswegen. Wer weiß?

Strickfilzen & färben mit PflanzenfarbenFilzpantoffeln stricken Anleitung selbermachen

Also Puschen an und ab aufs Sofa. Das neueste Paar ist wieder nach der altbekannten und bewährten Methode fürs Strickfilzen entstanden, die ich im Beitrag Strickfilzen: So geht’schon mal ausführlich vorgestellt habe. Das besondere an diesem speziellen Paar ist die Wolle.

Bis auf das dunkelrot habe ich alle Garne selbst mit Pflanzenfarben gefärbt. Die beiden Brauntöne im Fersenbereich sind durch eine Kaltfärbung mit getrockneten Walnussschalen entstanden. Wie ich im Nachhinein gelesen habe, hätte ich die Schalen wohl besser frisch verwendet, um eine kräftigere Farbe zu bekommen, aber sei es drum.

Richtig gut geworden sind dafür das strahlende Gelb und das Moosgrün. Diese beiden Farben sind das Ergebnis einer Färbeaktion mit frisch geerntetem Rainfarn, der dann auf dem offenen Feuer brodeln durfte. Das Gelb des Rainfarns haben wir dann noch mit Eisensulfat zu Grün weiterentwickelt – eine tolle Aktion, die wir dieses Jahr unbedingt wiederholen wollen.

Books & Braun: mit Schirm, Charme und Dynamit

Pip Ballantine Tee Morris Books & Braun Das Zeichen des PhönixLondon, Ende des 19. Jahrhunderts: Eliza Braun, Agentin ihrer Majestät Königin Victoria im Ministerium für Eigenartige Vorkommnisse hat eine ziemlich undamenhafte Vorliebe für Sprengstoffe, hasst Opern und trägt ihr kugelsicheres Korsett nicht zum Spaß. Weil auch ihren sonstigen Vorgehensweisen eher unorthodox sind, bekommt sie statt des nächsten actionreichen Außeneinsatzes einen Platz als Assistentin des höchst akribischen Archivars Wellington Books zugewiesen. Doch die Auszeit im Archivkeller währt nur kurz, denn dunkle Geheimnisse warten auf dringende Aufklärung: Was hat es mit den blutleeren Leichen auf sich, die am Ufer der Themse gefunden werden? Welche grauenvollen Dinge musste Elizas Ex-Partner Harry erleben, die ihn schließlich in die berüchtigte Irrenanstalt Bedlam brachten? Schnell kommt das ungleiche Ermittlerduo auf die Schliche einer Geheimgesellschaft mit diabolischen Absichten, deren Kontakte bis in die höchsten Kreise reichen.

Dunkle Gassen, fiese Schurken – Abwechslung garantiert!

Wie das Cover des Buchs mit seinen Zahnrädern es schon vermuten lässt, handelt es sich bei „Books & Braun – Das Zeichen des Phönix“ um einen Steampunkroman. So gibt es zahlreiche fantastische Hilfsmittel und anstaunenswerte Gerätschaften, die die Ermittlungen von Books& Braun mal behindern, mal vorantreiben, aber immer spannend gestalten. Die Autoren schaffen mit viel Liebe zum Detail ein viktorianisches London, wie man es sich vorstellt: Dunkle Gassen, fiese Schurken, trickreiche Straßenkinder, formvollendete Gentlemen in stilvolle Garderoben und eine Gesellschaft im Umbruch. Diese Detailverliebtheit sorgt für ein überaus lebendiges Bild, sorgt aber leider an der ein oder anderen Stelle dafür, dass die eigentliche Story ein wenig ins Hintertreffen gerät. Trotzdem schaffen es die Autoren Pip Ballantine und Tee Morris es immer wieder mit waghalsigen Verfolgungsjagden oder Knalleffekten im wahrsten Sinne des Wortes, den Leser zu fesseln. Wie auch die Hauptfiguren tappt er lange Zeit im Dunkeln, was die Absichten und Ziele der Geheimgesellschaft betrifft.

Lesevergnügen ist so oder so garantiert und sei es, um Books & Braun dabei zu beobachten, wie sie sich zusammenraufen, im Flair des viktorianischen Englands zu schwelgen oder die außergewöhnlichen Stempunk-Erfindungen des Autorenduos zu bewundern. Zum absoluten Pageturner wurde das Buch für mich spätestens, als die beiden Ermittler ihren Widersachern sehr nahe kommen. Als hätten sich Ballantine und Morris jetzt warm geschrieben, stimmt hier alles: die dichte Atmosphäre und eine Spannung, die die Seiten fast schon alleine zum Umblättern bringt. Eine echte Abwechslung für alle, die gern Krimis & Thriller lesen, aber auch fantastischen Elementen nicht abgeneigt sind.

Mehr Lesevergnügen mit Books & Braun

Die gute Nachricht: Books & Braun haben inzwischen 8 Fälle gemeinsam bestritten. Auf Deutsch erschienen sind aber bisher leider nur Das Zeichen des Phönix und Die Janus-Affäre. Auf Nachfrage heißt es bei LYX, dass auch keine weiteren deutschen Übersetzungen der Abenteuer geplant sind. Wenn Ihr einigermaßen sattelfest in englisch seid und wissen wollt, was für Neuigkeiten es im Ministerium für Eigenartige Vorkommnisse gibt, auf der Homepage zur Serie erfahrt Ihr mehr.

Alle Infos auf einen Blick:

Pip Ballantine und Tee Morris: Books & Braun – Das Zeichen des Phönix. Egmont LYX 2012. ISBN: 978-3802586439.

Und Ihr, was habt Ihr gerade für Strick- und Buchempfehlungen auf Lager? Ich freu mich auf Kommentare.

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Die vertstrickte Dienstagsfrage #51

Ich gebe es zu, in letzter Zeit gibt es hier nicht sehr viel Abwechslung. Ich hab zwar viel, was ich Euchzeigen und vorstellen möchte, allein mir fehlt die Zeit. Aber ich gelobe Besserung. Für heute gibt es zumindest wieder die gewohnte „verstrickte Dienstagsfrage“ von neugierigen Wollschaf.

Ich habe mal wieder eine verstrickte Frage, bei der ihr mir vielleicht helfen könnt. Ich habe nun schon ein paar Socken gestrickt und merke, dass sie sich bei mir, wenn ich sie als Hausschuhe trage, schnell an der Sohle abnutzen und dort Löcher entstehen. Stopfen kann ich nicht so gut, die nächsten Socken sollen daher an der Sohle verstärkt werden. Am liebsten würde ich die Sohle einfach mit doppeltem Faden stricken. Da die Verstärkung aber nur an der Sohle sein soll, liegt der zweite Faden ja dann aber bei in Runden gestrickte Socken auf der falschen Seite. Das scheint also keine Option zu sein. Habt ihr Ideen wie ich die Sohle verstärken kann?

Vielen Dank an Poppy für die heutige Frage!

Liebe Poppy, liebes Wollschaf,

herzlichen Dank für die Frage. Ganz schön kniffelig, muss ich sagen. Spontan dachte ich: Strick einfach eine verstärkte Ferse und verläger das Muster am Unterfuß. Jetzt habe ich ein wenig recherchiert und habe bei Leuten, die das schon ausprobiert haben gelesen, dass das nicht so richtighinhaut, weil die Unterseite dann durch das Muster kürzer wird. Deswegen würde ich Dir vorschlagen, Flüssiglatex zu kaufen und Deine Socken so zu verstärken.

Ich persönlich bin ein großer Fan von selbst gemachten Filzpantoffeln, über die ich auch im Blog schon gelegentlich geschrieben habe. Da nutzt sich so schnell nix ab und warme Füße hast Du auch noch. Sollte Dir das „too much“ sein: Es gibt für Hüttenschuhe auch Ledersohlen, die man kaufen und an die gestrickten Socken anhäkeln kann. Damit sollte die Haltbarkeit endgültig gegeben sein.
Da fällt mir ein… Ich habe vor einer Weile in einem Blog typisch türkische Hausschuhe gesehen, sogenannte Paik, die Socken noch am ehesten nahe kommen. Durch die bunte Musterung und die nachträglich eingestrickte Ferse schauen die auch ziemlich stabil aus. Vielleicht wäre das was? Zur ersten Orientierung wie sie gearbeitet sind gibt es hier ein Video, leider nur auf türkisch.

Für was auch immer Du Dich letztendlich entscheidest, ich wünsche warme Füße 🙂

Herzliche Grüße,

Tee & Kekse

Färben & Filzen

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Ganz fix lassen sich diese kleinen Hausschue stricken. Benötigt habe ich für dieses Paar in Größe 22 gerade mal ca. 75 Gramm. Perfekt also, um Eure Filzwollreste chic in Form zu bringen, in meinem Fall Reste in weiß & meliert. Das bunte Garn habe ich mit Ostereierfarben selbst gefärbt, genau richtig für ein kleines Mädchen.

In Wirklichkeit sind die Farben noch deutlich kräftiger, aber das kommt auf den Bildern leider nicht wirklich raus. Jetzt ist die perfekte Zeit, um das selbst einmal auszuprobieren, schließlich gibt es im Baumarkt wieder Ostereierfarben en masse. Wer sich jetzt denkt: „Mh…. Ostereierfarben, ob das auf der Wolle hält?“, kann mit dem Blick auf diese Schüchen beruhigt werden. Trotz 40 °C in der Waschmaschine ist die Farbe nicht ausgelaufen und hat nichts von ihrer Strahlkraft verloren. Vielleicht habt Ihr auch noch weiße Filzwolle im Stash. Wenn nicht, auch kein Problem. Ich habe die Dochtwolle von Wolle Traub verwendet, die sich ganz hervorragend färben und filzen lässt.
Gefärbt habe ich nach den Anleitungsvideos von Chantimanou:

Und Teil 2….

Und die Größe? Wer von Euch schon mal Pantoffeln gestrickt hat weiß, dass die gängigen Tabellen erst bei Größe 25 anfangen. Gut aufgepasst… Ich habe auch einige Zeit suchen müssen, bis ich eine Anleitung für kleinere Füße gefunden habe. Da ist sie.

 

Auf großem Fuß

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Kann das stimmen? Diese Frage habe ich mir beim Stricken immer wieder gestellt. Ich hätte ein Maßband daneben legen sollen, aber ich denke, amn kann sich auch so vorstellen, dass dieser Schuh geradezu monströse Außmaße hat. Nicht mal ein Clown mit viel Übung in übergroßem Schuhwerk hätte in diesen Dingern noch laufen können. Ich war skeptisch, seeehr skeptisch. Trotzdem habe ich Hausschuh Nr. 1 nach dieser Anleitung fertig gestrickt. Mehrfach habe ich die Maschenprobe nachgemessen aber konnte – selten genug – absolut keinen Fehler entdecken. Als ich den Schuh vorne abkettete war ich ich eigentlich schon so weit mir zu überlegen, was ich mit dem gefilzten Teil nach dem Bad in der Waschmaschine sonst noch so anstellen könnte, denn inzwischen war ich felsenfest überzeugt: Das haut niemals hin.
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Am Ende des Waschgangs erlebte ich allerdings eine positive Überraschung. Aus dem unförmigen, schlapprigen Hausschuh, der locker auch King Kong gepasst hätte, war ein hübscher und genau passender Hausschuh in Größe 47 geworden. Dieses Bild hilft wahrscheinlich noch besser als das erste, sich die Dimensionen vorzustellen, über die ich hier schreibe. Völlig begeistert habe ich den Hausschuh in Form gezogen und mit Zeitungspapier ausgestopft trocknen lassen. Den Zweiten konnte ich dann gleich wesentlich beruhigter in Angriff nehmen.

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Und hier sind sie nun, in großartigen, männerkompatiblen Nicht-Farben (Nein, ich selbst habe zwar große Füße, aber 47 ist es dann doch nicht). Beim verwendeten Material handelt es sich um Filz- und dicke Strickwolle aus dem Discounter, insgesamt rund 265 Gramm für das Paar. Auch wenn es nicht Feltro war, wie in der Anleitung angegeben, hat die Maschenprobe mit einer 8er Nadel trotzdem hervorragend gepasst. Unnötig zu erwähnen, dass die guten Stücke gerade jetzt gut ankommen, wo es draußen gar nicht mehr aufhören mag zu schneien. Ich bin schon am Überlegen, mir selbst auch noch welche zu stricken. Ein bisschen mehr Farbe darf dann aber schon sein….