Lust auf einen neuen Buchtipp? Heute stelle ich Euch „Hab ich selbst gemacht – 365, Tage, 2 Hände, 66 Projekte“ von Susanne Klingner vor. In der kürzlich erschienenen, neu gestalteten Ausgabe backt, näht, strickt, gärtnert und hämmert sich Journalistin Susanne Klingner durch Ihr persönliches Selbermach-Jahr. Als Leser kann man ihr über die Schulter, und sich selbst den ein oder anderen Trick abschauen.
So liest sich das Ganze auf dem Klappentext und hier könnt Ihr mal reinlesen:
Das Selbermachen ist längst zum Megatrend geworden – und es sieht ganz anders aus als früher.
Baumärkte drehen die verrücktesten Werbespots, statt in den Schrebergarten geht’s zum urban gardening, Kreativ-Zeitschriften sprießen aus dem Boden – und die schönsten Klamotten kauft keiner mehr in schicken Boutiquen, sondern kreiert sie mit den besten Freundinnen in hippen Szeneläden beim abendlichen Nähkurs. Was hat es auf sich mit diesem Trend? Warum wird im ganzen Land wieder mit Hingabe gehämmert, gegärtnert, gehäkelt und gebrutzelt?
Die Journalistin Susanne Klingner startet den Selbstversuch: Frühling, Sommer, Herbst und Winter im Rausch des Selbermachens. Unter größtem Einsatz und mit brennender Leidenschaft bleibt nichts unversucht: vom Käse bis zum Stollen, vom Kleinen Schwarzen bis zu den Schuhen, von der Seife bis zur Zahnpasta.
Mehr Raum für Kreativität
Zunächst muss ich eine Warnung vorausschicken: Wer jetzt eine Jahresration Rezepte, Anleitungen und Selbermach-Tipps erwartet, wird das Buch schnell wieder aus der Hand legen. Aber Stopp… Es gibt gute Gründe, das nicht zu tun. Es finden sich vereinzelt Rezepte oder Anleitungen, aber im Grunde etwas viel Wertvolleres: Die Lust, einfach anzufangen, etwas Neues zu versuchen und einfach mal mutig zu sein, statt sklavisch Anleitungen abzuarbeiten.
Einfach mal nachschlagen
In dem tagebuchartig angelegten Taschenbuch erzählt die Autorin locker und amüsant von ihren Erfolgen und verschrammten Händen während des Jahres, in dem sie versuchte, viele Gegenstände des täglichen Lebens selbst herzustellen. Ihre persönlichen Regeln dabei: 1.) Meinen Lebensstandard will ich beibehalten. 2.) Dinge, die ich selber machen kann, kaufe ich nicht, sondern mache sie auch selber. 3.) Was einfach geht, mache ich grundsätzlich und das ganze Jahr über. 4.) Was schwieriger ist, probiere ich und lasse mir eventuell helfen. 5.)Nur was mich wirklich unglücklich macht, darf ich sein lassen.
Der chronologische Aufbau und die kurzen, knackigen Überschriften machen eine Orientierung innerhalb der umfangreichen Ideensammlung einfach. Die Anordnung nach Jahreszeiten erleichtert es zudem, den Band einfach mal zur Hand zu nehmen und sich zu einem saisonalen Projekt inspirieren zu lassen. Sehr benutzerfreundlich ist zudem die umfangreiche Sammlung an Literatur, Websites oder Magazinen zu den verschiedenen Projekten.
Schöner scheitern
Anders als es in vielen ultra-perfekten Hochglanz-Blogs oder Kreativ-Büchern der Fall ist, zeichnet Susanne Klingner ein realistisches Bild des Selbermachens, inklusive der Pannen, die einfach unweigerlich dazugehören, und lässt es auch an einer guten Portion Selbstironie nicht fehlen: „Wir haben einige Brote – also, eher viele – gegessen, die besser als Türstopper zur Welt gekommen wären.“ (S. 74) Sie zeigt aber auch, dass das kein Grund ist, sich entmutigen zu lassen, sondern wie mögliche Lösungsstrategien aussehen könnten. Denn schließlich gibt es zu unglaublich vielen Themen Kurse oder Sachbücher und dann sind da ja auch noch „der Mann“ aka Lebensgefährte, die beste Freundin sowie Mutter und Schwiegermutter, die Susanne Klingners Projekte mit guten Tipps ebenso begleiten wie mit kritischen Einwürfen…
Fazit
So war dieses Buch für mich auch keine Lektüre, die ich in einem Rutsch gelesen hätte, obwohl der Schreibstil so frisch und unterhaltsam ist, dass das sicher kein Problem gewesen wäre. Statt dessen färbte die Begeisterung der Autorin für neue Projekte und Ideen direkt auf mich ab. So musste ich die Lektüre immer wieder dringend zur Seite legen, an einem meiner Projekte weiterstricken, neue Ideen notieren oder das „Kein Knet Brot“ oder „No kneat Brot“ backen.
Selten hat es ein Buch geschafft, so viel kreative Energie freizusetzen und mich zum Selbermachen zu animieren. Neben den vielen schönen Impulsen zum Selbermachen leistet „Hab ich selbst gemacht“ noch einen weiteren wichtigen Beitrag. Es gibt Denkanstöße, sich zu überlegen, warum man Dinge selbst macht und was man sinnvoller Weise selbst machen kann bevor die eigenen Grenzen – und die der Mitmenschen erreicht sind.
Auf einen Blick: